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DAS – IST – DAS ?
22. April 2018 · 11:00 – 29. Juli 2018 · 17:00
Ana Jotta (geboren 1946 in Lissabon) schafft seit über fünf Jahrzehnten ein künstlerisches Oeuvre, das extrem disparat ist. Sie verbindet Malerei mit Skulptur und Grafik, zeigt sich mal altmeisterlich, mal volkstümlich oder mit Anleihen aus der Populärkultur des 20. Jahrhunderts und experimentiert mit Techniken, die traditionell mit den ‚niederen Künsten’ verbunden sind: „In Jottas Arbeit ist Kunst ein Schlachtfeld zwischen Invention und Konvention“ (João Fernandes). Der Begriff der Urheberschaft wird aufgelöst (sie signiert ihre Werke beispielsweise mit einem (j) anstelle des (c) und spielt mit der homophonen Analogie zwischen dem Buchstaben „j“ (port.: jota) und ihrem Nachnamen). Jeder Versuch einer Einordnung nach Chronologie, Medium oder Material, Thema oder Genre ist nicht nur zwecklos sondern auch ungewollt. Alles wird verdaut, de- und re-kontextualisiert und fließt in die eigene Arbeit ein.
„DAS – IST – DAS ?“ ist Jottas erste Einzelausstellung in Deutschland. Sie bringt eine Auswahl von Arbeiten unterschiedlichen Entstehungsdatums zusammen und ergänzt diese mit einer ortspezifischen Wandmalerei aus ihrer Reihe sogenannter „Farbproben“. Zentrales Werk der Ausstellung ist die Stoffarbeit „fala-só“ (ein veralteter portugiesischer Ausdruck für ‚Selbstgespräch’), die zwischen 2014 und 2017 entstanden ist. Über vierzig Meter spannt sich der Stoff, erstmals in voller Länge zu sehen, durch die Ausstellungsräume und ermöglicht Schritt für Schritt entlang der Figurenreihe auf dem blauen Textil und der ausgestellten Arbeiten Einblicke in ihr Werk. Dargestellt ist die flüchtig umrissene Figur eines Arbeiters, der unter seinem Arm eine Glasscheibe trägt. Die Wiederholung des Motivs als Bewegungsabfolge mag – verstärkt durch die Projektionsleinwände in der Ausstellung (die Jotta wiederum als Leinwand ihrer Malereien verwendet) – Assoziationen an einen stark vergrößerten Filmstreifen hervorrufen und eine Anspielung an das immer wieder auf Film ausgerichtete Programm der Temporary Gallery sein. Der Ausstellungstitel „DAS – IST – DAS ?“ ist ein Wortspiel mit dem französischen Begriff „Vasistas“. So bezeichnet werden kleine Fenster über Hauseingängen, durch die im 18. Jahrhundert deutsche Bewohner den einmarschierenden französischen Soldaten auf der Straße: „Was ist das?“ zugerufen haben sollen und so den Fenstern ihren Namen gaben.
Kuratoren: Regina Barunke und Miguel Wandschneider
Over five decades, Ana Jotta (born 1946 in Lisbon) has produced an extreme disparate oeuvre. She combines painting with sculpture and prints, sometimes in an Old Master style, sometimes folksy or with appropriations from 20th-century popular culture, and experimenting with techniques traditionally associated with the ‘minor arts’: “In Jotta’s work, art is a battlefield between invention and convention” (João Fernandes). The notion of authorship is rejected (for example, she signs her works with a (j) instead of a (c), a pun based on the homophonic analogy between the letter “j” (Port.: jota) and her family name). Any attempt at classification based on chronology, medium or material, theme or genre is not only futile but also unintended. Everything is digested, de- and re-contextualised and transformed to her own work.
“DAS – IST – DAS ?” is the artist’s first solo exhibition in Germany. It gathers together a selection of recent and older works, complemented by a site-specific wall painting from her ongoing series of so-called “colour samples”. The key work in the exhibition is “fala-só” (an outdated Portuguese expression for ‘soliloquy’) made between 2014 and 2017. Over 40-metres in length, it is to be seen entirely for the first time. The panel runs through the exhibition spaces, offering the visitor a step-by-step insight into her oeuvre along the blue fabric with its series of figures and the exhibited works. Depicted is the sketchy outline of a worker carrying a pane of glass under his arm. The repetition of the motif as a sequence of movements might evoke the association of a magnified filmstrip and—especially together with the projection screens in the exhibition (which Jotta, again, uses as canvases for her paintings)—allude to the Temporary Gallery’s focus on film. The title of the exhibition “DAS – IST – DAS ?” is a pun based on the French word “Vasistas”—a term for small windows above house entrances. In the 18th century the German inhabitants supposedly asked the incoming French soldiers „Was ist das?“ (“What is this?”) through these windows, which gave them their name.
Curators: Regina Barunke and Miguel Wandschneider